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Lassen Sie sich vom zwischenmenschlichen Halo-Effekt austricksen?

Halo-Effekt Vorurteile Gerechtigkeit Mitarbeiterführung Bewertung Einschätzung Personalentwicklung
Fotonachweis: C. Schulten

Sie kommen aus einem Termin, einem Gespräch, einer Präsentation, einer Bewerbungssituation und sind beseelt von einem Grundgefühl. Das war wahlweise OK, schlecht, ganz übel, richtig super, oder was Ihnen sonst für Charakterisierungen durch den Kopf gehen. Vielleicht haben Sie aber auch nur ein gutes (oder schlechtes) Gefühl. Wenn Sie ein bisschen Lebenserfahrung haben und sich selbst kennen, wissen Sie wahrscheinlich, wie dieser Eindruck zustande gekommen ist. Wie auch immer, Sie haben diesen mehr oder weniger undifferenzierten „Nachgeschmack“.

 

Dann nimmt der Alltag seinen Lauf: neue Themen sind zu erledigen, Entscheidungen sind zu treffen, andere Situationen und Menschen fordern Sie intellektuell wie emotional. Am Ende eines vollen Tages und erst recht am Ende einer Reihe von ähnlichen Situationen (wie z.B. bei Bewerbungsgesprächen) sind Sie innerlich ausgefüllt von Begegnungen und Themen.

 

Im Alltag verschwimmen oft die unterschiedlichen Eindrücke

Wie ist das: können Sie auch dann wirklich noch differenziert die einzelnen Situationen unterscheiden? Die einzelnen Gespräche voneinander abgrenzen? Meine These: Wenn Sie ehrlich mit sich selbst sind, können Sie das nicht mehr genau. Wahrscheinlicher ist es, dass die Dinge in der Rückschau verschwimmen. Sicher können Sie sich an die „Ausreißer“ erinnern: die Eigenarten der Menschen oder Situationen, die Sie besonders beeindruckt haben – zum Guten wie zum Schlechten. 

 

Genau das beschreibt der Halo-Effekt: Eine Wahrnehmungsverzerrung in der Beurteilung von Menschen.

Die eigene Wahrnehmung wird dadurch verzerrt, dass eine einzige positive oder negative Eigenschaft auf die ganze Persönlichkeit übertragen wird. Wenn uns jemand sympathisch oder unsympathisch ist zum Beispiel, hat es meist große Auswirkungen auf unsere Beurteilung. Oder wenn uns Blickkontakt sehr wichtig ist, das Gegenüber aber die Eigenart hat, das eher zu vermeiden. Oder wenn wir Wert legen auf einen festen Händedruck, die andere Person uns aber eine schlaffe Hand reicht. Oder wenn uns jemand regelrecht anstrahlt und wir von seiner oder ihrer Erscheinung sehr beeindruckt sind… Sie verstehen, was ich meine? Unbewusst zählen wir eins und eins zusammen und schließen vom Einzelnen auf das Ganze. Das ist keine Charakterschwäche, sondern eine Fähigkeit, die uns im Alltag dabei hilft, uns schnell zu orientieren und einen Gesamteindruck von unserem Gegenüber zu verschaffen. 

 

Kritisch wird es, wenn wir uns ungewollt davon leiten lassen.

Ähnliches kann passieren, wenn Sie selbst etwas machen, was Ihnen im Vorfeld schwierig erscheint. Sie sind nervös, bereiten sich gut vor und schaffen es schließlich, die Situation zu meistern. Im Nachhinein sind Sie immer noch aufgeregt und haben ein Grundgefühl dazu, wie Sie es bewältigt haben. Wie oben beschrieben kann das entweder „OK, schlecht, ganz übel, richtig super" oder was sonst auch immer sein. Hier greift zwar wissenschaftlich beschrieben nicht exakt der Halo-Effekt, der darin wirkende Mechanismus ist allerdings vergleichbar: für eine Bewertung orientieren wir uns unbewusst an besonders herausragenden Momenten, zum Positiven wie zum Negativen.


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